Christina Dimitrakoudis, Sicherheitsbeauftragte der Jetschke Industriefahrzeuge (GmbH & Co.) KG (Foto: Jetschke )
Christina Dimitrakoudis, Sicherheitsbeauftragte der Jetschke Industriefahrzeuge (GmbH & Co.) KG
Foto: Jetschke

Digitalisierung in der Sonderabfallentsorgung Serviceteam von Jetschke nutzt digitale Entsorgungslösung für Sonderabfall

Die Digitalisierung durchdringt alle Lebens- und Arbeitsbereiche. Auch das Sonderabfallmanagement. Jetschke Industriefahrzeuge (GmbH & Co.) KG aus Hamburg nutzt seit einigen Monaten ein dezentrales, digitales Entsorgungskonzept für Sonderabfälle. Diese fallen bei den über 120 Servicetechnikerinnen und -technikern, die Vor-Ort-Reparaturen und -Wartungen an Gabelstaplern aller Art und Größe durchführen, an. Die Sicherheitsbeauftragte des Unternehmens Christina Dimitrakoudis erklärt, wie das Konzept funktioniert und welche Vorteile es bringt.

Sehr geehrte Frau Dimitrakoudis, zunächst: Was ist das Geschäftsfeld der Jetschke Industriefahrzeuge (GmbH & Co.) KG?

Wir vertreiben im norddeutschen Raum Gabelstapler und Lagertechnik, vorwiegend der Marke Linde, warten und reparieren diese. Als Dienstleister beschäftigen wir viele Servicetechnikerinnen und -techniker. Mehr als 70 % unserer Kolleginnen und Kollegen sind im Außendienst in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen tätig und reparieren bei unseren Kunden die Maschinen.

Neben weiteren Sparten fokussieren wir uns gerade auf Automatisierung. Wir können aus einer leeren Halle ein funktionierendes, automatisiertes Lagersystem schaffen. Von der Beratung und Planung über Böden und Regale bis hin zu den Maschinen und deren Einrichtung liefern wir alles aus einer Hand. Die sogenannten AGVs (Automated guided vehicles) fahren voll automatisch und müssen nicht mehr manuell gesteuert werden. Angesichts des Fachkräftemangels wird dieses Thema immer wichtiger.

Sie sind Sicherheitsbeauftragte bei Jetschke und u. a. für den Bereich Sonderabfallentsorgung und Umweltschutz zuständig. Wie kam es dazu?

Das Thema Sonderabfall wurde bei Jetschke immer präsenter, weil immer mehr Mitarbeitende hinzugekommen sind, bei deren täglicher Arbeit Sonderabfall entsteht, der sicher entsorgt werden muss. Deshalb hat man eine Expertin gebraucht, die sich damit intensiv befasst, das Thema für Jetschke aufarbeitet und umsetzt. Diese Position habe ich dann eingenommen.

Jetschke legt großen Wert auf Nachhaltigkeit. Welche nachhaltigen Maßnahmen, vor allem in den Bereichen Abfall und Entsorgung, gibt es im Unternehmen?

Grundlegend versuchen wir, Nachhaltigkeit in jedem Unternehmensbereich umzusetzen. Im Abfall- und Sonderabfall-Bereich ist es unser oberstes Ziel, so wenig Sonderabfall wie möglich zu produzieren. Und wenn dieser entsteht, soll er möglichst recycelt und wieder in den Kreislauf geführt werden.

Zur Person: Christina Dimitrakoudis

  • seit 2018 bei der Firma Jetschke
  • 2021 Abschluss als Kauffrau im Groß- und Außenhandel, Fachrichtung Großhandel
  • 2021 Fortbildung als Sicherheitsbeauftragte (BGHW)
  • fachrelevante Weiterbildungen in den Jahren 2021, 2022, 2023

Voraussetzung für Recycling ist eine korrekte Abfalltrennung. Wie setzen Sie das im Unternehmen um?

Wir haben an unserem Hauptstandort eine eigene Recyclinghalle, in der die Sonderabfälle in dafür vorgesehenen Behältern getrennt gesammelt werden. Techniker, die in der Nähe unterwegs sind, entsorgen hier ihre Sonderabfälle.

Neben mir gibt es im Übrigen noch weitere Sicherheitsbeauftragte im Unternehmen – für die unterschiedlichen Bereiche Werkstatt, Lager, Außendienst. Gemeinsam kontrollieren wir die Einhaltung aller Sicherheitsvorgaben. Dazu gehört auch die Prüfung neuer Sammelbehälter.

Digitale Technologien können nachhaltige Entwicklungen unterstützen und beschleunigen. Digitalisierung ermöglicht Vereinfachung und Effizienz in unterschiedlichen Arbeitsprozessen. Wir haben gehört, dass Sie für Ihre Servicetechnikerinnen und -techniker, die gefährliche Abfälle in Kleinmengen zu entsorgen haben, ein neues System einsetzen. Worum geht es? Wie funktioniert das?

Das System nennt sich MIXX-HUB und wir nutzen es in einem Pilotprojekt in Niedersachsen seit einigen Monaten. Es handelt sich um speziell konzipierte Sonderabfall-Sammelbehälter mit verschiedenen Fächern. Diese befinden sich dezentral an verschiedenen Standorten in unserem Einzugsgebiet und sind für unsere Servicetechnikerinnen und -techniker somit sehr gut erreichbar. Die Sicherheitsbehälter können unsere Mitarbeitenden digital, mithilfe einer App öffnen, ihre gefährlichen Abfälle einlegen und anschließend wieder App-gesteuert verschließen.

Für uns ist ein solches System wichtig, weil wir viele Mitarbeitende haben, die aufgrund der Entfernung der Kundeneinsätze nicht bei uns am Standort entsorgen können. In der Vergangenheit mussten wir nach Entsorgungsfachbetrieben in deren Nähe schauen und haben letztlich immer Einzellösungen gefunden. Damit waren wir auf Dauer unzufrieden, weil das für die Größe unseres Teams – wir beschäftigen inzwischen über 120 Servicetechnikerinnen und -techniker – einfach nicht mehr tragbar war.

Deswegen haben wir eine dezentrale Lösung gesucht, die für alle passend ist. Und da kam MIXX-HUB ins Spiel.

Könnten Sie uns anhand eines Beispiels beschreiben, wie eine Servicetechnikerin oder ein -techniker zu einem Auftrag fährt, welche Abfälle anfallen und wie diese dann genau entsorgt werden?

Ein Kunde ruft bei unserem Techniker an, meldet ein defektes Gerät und fragt zusätzlich nach einer Wartung. Dann fährt unser Techniker mit einem Spezialfahrzeug zum Kunden und schaut sich das an. Bei Reparaturen und Wartungen kommt schnell viel Motoröl als Sonderabfall zusammen. Bei Reinigungsarbeiten fallen ölverschmierte Putzlappen an, also ölhaltige Betriebsmittel. Dazu defekte Schläuche sowie Hydrauliköl.

Unser Techniker hat dann verschiedene Sammelbehälter im Fahrzeug, in denen die entsprechenden Abfälle, streng getrennt nach Fraktionen, eingefüllt werden. Unsere Fahrzeuge sind standardmäßig mit einer 60-Liter-Tonne für ölhaltige Betriebsmittel ausgestattet, weil das der mengenmäßig größte Abfallstrom ist.

Mit diesen Abfällen verlässt unser Techniker den Kunden und darf gemäß Gefahrgutrecht nur eine bestimmte Strecke mit diesen Sonderabfällen zurücklegen. Mit der MIXX-HUB-App kann er dann schauen, wo der nächste Entsorgungsbehälter steht und ob dort Fächer für seine jeweiligen Abfälle frei sind. Falls ein Behälter bereits gefüllt ist, findet sich schnell ein freier in der Nähe. Dann bucht er sich einen Zeitslot, legt seine angemeldeten Abfallfraktionen ein, öffnet und schließt mittels App – und ist seine Sonderabfälle los.

An welchen Standorten sind die Sammelbehälter aufgestellt?

In Abstimmung mit den zuständigen Behörden stehen die Sammelbehälter aktuell in Niedersachsen an den Standorten eines Händlers für Montage- und Befestigungsmaterial. Schleswig-Holstein und Hamburg wollen wir als Nächstes in Angriff nehmen, damit künftig alle Kolleginnen und Kollegen den Service nutzen können.

Wie wurde das digitale Konzept von Ihrem Serviceteam angenommen?

Ich habe zuvor eine Umfrage im Haus durchgeführt, um herauszufinden, wo es Probleme mit Abfallfraktionen gibt. Dabei wurde schnell klar, dass alle auf genau diese dezentrale Lösung zur Sonderabfallentsorgung gewartet haben. Deshalb wurde das System auch super angenommen. Die App ist einfach und selbsterklärend. Die ersten Techniker, die dazu eine Einführung erhalten haben, bei denen die Anwendung installiert und der Hub gezeigt wurde, waren begeistert. Und dann ging es sofort los: unsere Mitarbeitenden konnten die App nutzen und die gefährlichen Abfälle einlegen. Die Kolleginnen und Kollegen aus Hamburg und Schleswig-Holstein warten sehnsüchtig darauf, das System ebenfalls nutzen zu können.

Wie werden Sicherheit und Arbeitsschutz für Ihre Mitarbeitenden bei dieser Lösung gewährleistet?

Die Sicherheit ist immer gewährleistet, auch bei unserem Außendienst. Unsere Technikerinnen und Techniker haben den Umgang mit gefährlichen Abfällen in vielen Schulungen gelernt. Auch das Thema Gefahrgut haben wir in die Schulungen aufgenommen. Unsere Mitarbeitenden verfügen auch über die entsprechende Schutzausrüstung. Für Abfallfraktionen wie wässrige Beizsäure braucht es beispielsweise spezielle Schutzhandschuhe zum Umfüllen.

Und was passiert, wenn die Behälter voll sind?

Die Firma REMONDIS Medison, die das System entwickelt hat, „sieht“, wenn eine Servicetechnikerin oder ein -techniker Abfälle in einen Sammelbehälter eingelegt hat und leert diesen dann mit Spezialfahrzeugen. Jedes Fach kann immer nur ein Mal befüllt werden, aus Gründen der Sicherheit und Nachverfolgbarkeit. Damit wird sichergestellt, dass gefährliche Abfälle nicht vermischt werden.

Sobald der Behälter befüllt und per App verschlossen wurde, wird der Entsorgungsauftrag erzeugt. Wir erhalten dann auch die Entsorgungspapiere, um diese digital zu signieren.

Dokumentation und Nachweise laufen auch voll automatisiert?

Genau. Im Hintergrund werden die Übernahmescheine erzeugt, an uns übermittelt und dann signiert. Diese werden dann an unseren Entsorger zurückübermittelt und dann erfolgt die Entsorgung bzw. der Behältertausch.

Ein kleines Resümee nach den ersten Monaten mit diesem neuen System: Welche Vorteile haben Sie davon als Unternehmen?

Eine sichere, schnelle und dezentrale Entsorgungsmöglichkeit ist für unsere Servicetechnikerinnen und -techniker notwendig. Mit dem neuen System können wir diese fast allen Mitarbeitenden zur Verfügung stellen. Es gibt immer mehrere Sammelbehälter in der Nähe. Und das wichtigste: Die Entsorgung ist rechtssicher.

Vielen Dank für das Gespräch.

Quellen

Alle Angaben ohne Gewähr und Anspruch auf Vollständigkeit