Die Bilder des brennenden Autofrachters „Fremantle Highway“ im Wattenmeer vor der niederländischen Insel Ameland gingen um die Welt. Nach tagelangen Löscharbeiten mithilfe von Notschleppern konnte eine Umweltkatastrophe verhindert werden. Nun liegt das schwer beschädigte Schiff der japanischen Reederei „K Line“ im holländischen Eemshaven an der deutschen Grenze. Die schwierigen Bergungsarbeiten sind angelaufen, Schweröl wird zur Entsorgung abgepumpt und Experten suchen nach der Brandursache.
Noch während der Löscharbeiten wurde spekuliert, dass ein E-Auto das Feuer womöglich verursacht hat. Zeugenaussagen der Crew stützten diese Theorie. Doch Experten der Bergungsunternehmen äußern Zweifel daran. Denn die auf den unteren Decks geladenen etwa 500 Elektroautos sind nach übereinstimmenden Medienberichten weitestgehend intakt. Laut Erkenntnissen des Bergungsunternehmens Boskalis sei der Brand auch auf den oberen der insgesamt zwölf Decks entstanden – hier wurden auch die meisten Fahrzeuge zerstört. Es bleibt abzuwarten, was die Untersuchungen zur Brandursache schlussendlich ergeben.
Der Brandexperte Cor Meedendorp, dessen Unternehmen Löschanlagen für Lithiumbrände anbietet, erhebt unterdessen schwere Vorwürfe zur Löschanlage des Frachters. Diese sei „dem Ausmaß des Feuers nicht gewachsen gewesen“, berichtet der Kölner Stadt-Anzeiger. „K Line“ habe es versäumt, in ein vernünftiges Löschsystem zu investieren.
Von den insgesamt 3.800 Autos an Bord des Frachters wurden etwa 2.700 zerstört. So stark, dass einige Fahrzeuge mit dem Deck verschmolzen sind. Die unbeschädigten Fahrzeuge werden derzeit geborgen. Technikerinnen und Techniker der betroffenen Autohersteller sind vor Ort, um Schäden aufzunehmen. Aus Gründen des Umweltschutzes müssen die geborgenen Fahrzeuge noch an Deck eine Waschanlage passieren. Dabei entstehendes Schmutzwasser wird als Sonderabfall entsorgt, genau wie das abgepumpte Schweröl. Unklar ist derzeit, ob die intakten Autos noch in den Verkauf gehen können oder abgeschrieben werden müssen.
Beim Entladen der Autos von der „Fremantle Highway“ in Eemshaven kam es Ende August aber tatsächlich zum Brand eines E-Autos. Der Wagen konnte jedoch schnell in einen mit Wasser gefüllten Container bewegt werden.
Quellen
- Nordsee: Zeitung: Feuer auf dem Autofrachter (Update 66): Es brennt schon wieder (mit Video)
- Kölner Stadt-Anzeiger: Experte erhebt Vorwürfe gegen Reederei von „Fremantle Highway“ – viele E-Autos intakt
- Auto Motor Sport: Am Schluss brennt doch noch ein E-Auto
- ZDF heute: „Fremantle Highway“: Auto-Bergung schwierig
- Focus: E-Autos sollen Frachter in Brand gesetzt haben – jetzt wackelt die Theorie