Nachhaltige Kreislaufwirtschaft mit Effizienz und Qualität
Die zunehmenden globalen Herausforderungen im Bereich Umweltschutz und Ressourcenmanagement sowie die aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen sind allen Vertretern und Vertreterinnen der Branche gegenwärtig. Auch die Entsorgungsbetriebe mit ihrem hohen Transportaufkommen und der komplexen Anlagentechnik kämpfen mit den massiv gestiegenen Preisen für Energie, Maut, Ersatzteilen sowie Wartungsarbeiten und stehen damit unter einem enormen Kostendruck. Eric Rehbock, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. (bvse) formuliert anlässlich der IFAT die Aufgabe so: „Um die Krise als Chance zu verstehen, muss die Recycling- und Entsorgungsbranche jetzt alle Anstrengungen auf eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft ausrichten. Das bedeutet auch, dass wir unsere Recyclinganlagen, Fahrzeugparks und Arbeitsprozesse – wo immer das noch möglich ist – verstärkt auf Effizienz und Qualität trimmen müssen.“
Die IFAT München bringt genau diese Ideen und Menschen aus Wirtschaft, Politik und Forschung zusammen, um gemeinsam Lösungen zu diskutieren. Als Weltleitmesse konzentriert sich die IFAT 2024 dementsprechend auch auf folgende prägnante Themen in diesem Jahr.
Schwerpunkte auf der IFAT 2024:
- Leitthema sind nach wie vor die Anpassungen an die Folgen des Klimawandels: Hier sind Politik, Städte und Gemeinden, Unternehmen sowie Privatpersonen gefordert, gemeinsam Wege zu finden. Für Interessierte soll beispielsweise ein Erlebniscontainer im Atrium Klimaszenarien erfahrbar werden lassen. Schlüsselrollen auf dem Weg zu besserer Klimaresilienz können vor allem Kommunen zusammen mit der Abfallwirtschaft einnehmen.
- Digitalisierung in Kommunaltechnik und Abfallwirtschaft: Zu Smart Cities gehört beim Internet of Things (IoT) auch die Abfallentsorgung. Intelligente Sensoren ermitteln den Füllstand von Müllbehältern, helfen zum Beispiel bei einer bedarfsgerechten Leerung und ermöglichen eine individuelle Rechnungsstellung.
- Stoffstrommanagement: Die Schonung der natürlichen Ressourcen zählt zu den großen globalen Aufgaben unserer Zeit. Gelingen kann das nur, wenn Materialien wie gebrauchte Kunststoffverpackungen, ausgediente Elektroartikel und Bauschutt nicht als zu entsorgende Abfälle gesehen, sondern als Wertstoffe ökologisch und ökonomisch sinnvoll verwertet werden. Hier bietet die internationale Umwelttechnologiebranche bereits vielfältige Lösungswege auch für Sonderabfälle an – von werkstofflichen Recyclingverfahren über chemische Aufbereitungsprozesse bis zur thermischen Nutzung.
- Innovative und effiziente Abfall- und Recyclingwirtschaft: Fortschrittliche Recyclinglösungen gepaart mit Digitalisierung können z. B. bei der Erkennung und Sortierung von Abfällen helfen, die Ressourceneffizienz zu erhöhen. Verfahrensseitig versprechen neuere Konzepte, wie das biologische und chemische Recycling, wichtige Impulse für die Kreislaufwirtschaft der Zukunft.
- Abwassertransport und -behandlung: Die Betriebsführung von Abwasserbehandlungsanlagen wird oft herausgefordert. Wie können moderne Behandlungsanlagen dazu beitragen, Spurenstoffe, Mikroplastik und multiresistente Erreger aus dem Wasserkreislauf zu eliminieren? Wie können neben der Eliminierung von Schadstoffen aber gleichzeitig auch lebenswichtige Elemente wie Phosphor zurückgewonnen werden?
Erwartungen und Ausblick für gefährliche Abfälle
Die IFAT 2024 verspricht auch speziell für gefährliche Abfälle eine inspirierende und informative Veranstaltung zu werden. Das Verständnis für die zentrale Rolle einer sicheren Behandlung und Entsorgung dieser Abfälle wächst in der Öffentlichkeit und auch die aktuellen Entwicklungen im Recycling von Sonderabfällen fördern Nachhaltigkeit, dienen dem Umweltschutz und der Ressourceneffizienz. Abfallverwertung rangiert immer vor Abfallbeseitigung – dennoch müssen immer noch bedeutende Mengen von Abfall deponiert bzw. sicher beseitigt werden.
Zahlreiche Aussteller der IFAT München zeigen in sechs Messehallen und einem beeindruckenden Außengelände den „State of the Art“ der Abfallwirtschaft hinsichtlich Technologien und Verfahren: Advanced Sorting Technologies mit präziser und effizienterer Trennung verschiedener Materialien mithilfe von KI, Entwicklungen des chemischen und biologischen Recyclings, sichere Behälter für gefährliche Abfälle wie flüssige Sonderabfälle oder Lithium-Ionen-Akkus, hochmoderne Spezialfahrzeuge und innovative Abfallbehandlungsverfahren. Angesichts der strengen Vorschriften und Sicherheitsstandards im Umgang mit gefährlichen Abfällen werden auf der Messe auch Schulungen, Workshops und Vorträge angeboten, die sich mit rechtlichen Rahmenbedingungen, Compliance-Anforderungen und bewährten Praktiken befassen.
Spannend wird vor allem wieder der internationale Erfahrungsaustausch, denn 2022 konnte die IFAT 2.984 Aussteller aus 59 Ländern und Regionen verzeichnen. Die Weltleitmesse erwartet sowohl Experten und Expertinnen führender Akteure in der Recycling- und Entsorgungsbranche als auch wichtige Verbände der Abfallwirtschaft, wie den Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e.V. (BDE), den Verband kommunaler Unternehmen (VKU), den Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. (bvse) sowie die Europäische Vereinigung der kommunalen Umwelt- und Abfallunternehmen (European Federation for Waste Management and Environmental Service, kurz: FEAD). Gerade in der Gegenwart sind diese Verbände und Organisationen eine unverzichtbare Vertretung der Interessen ihrer Mitglieder, der Förderung von Best Practices und der Gestaltung von politischen Rahmenbedingungen in ihren jeweiligen Fachbereichen.
Ein Besuch bei den europäischen Start-Ups
Spannend für die Branche ist sicherlich auch ein Blick in die Start-up-Area in Halle C4, denn hier werden sich 50 Nachwuchsunternehmen präsentieren, die zum Teil im Themengebiet der Schadstoffe und Sonderabfälle tätig sind. Auch hier zeigt sich die IFAT München erneut als Startrampe für innovative Jungunternehmen der Umwelttechnologiebranche. „Während sich in anderen Wirtschaftsbereichen das Gründungsgeschehen abgekühlt hat, ist die Dynamik der Start-up-Szene in der Umwelttechnologiebranche ungebrochen hoch“, lobt Stefan Rummel, Geschäftsführer der Messe München, denn „die Lösung der globalen Umweltprobleme – wie der Klimawandel und seine Folgen, verschmutzte Meere und Wassermangel oder wachsende Abfallberge und schwindende natürliche Ressourcen – gehört zu den großen Menschheitsaufgaben und bietet einen geradezu unbegrenzten Raum für innovative Ideen und neue Geschäftsmodelle“. Spannend beispielsweise Renasys, ein norwegisches Unternehmen, das mit einer neuartigen mechanischen Filtration die Abwasseraufbereitung revolutionieren will oder Solar Materials, ein Magdeburger Start-up, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, mit seiner patentierten Technologie Solarmodule vollständig zu recyceln. Und wir freuen uns auf ein Highlight-Produkt namens ‚BatterySort‘, das einen wesentlichen Beitrag zur Brandprävention in Sortieranlagen leistet sowie auf Bind-X, ein Biotechnologie-Unternehmen mit dem Fokus auf nachhaltige Staubkontrolle durch angewandte Biotechnologie.
Die Redaktion von Sonderabfallwissen freut sich auf spannende Tage auf der IFAT München – ob im Veranstaltungsprogramm oder im Gespräch mit Experten, Ausstellern und Fachpublikum. Für alle interessierten Leser und Leserinnen, die sich in puncto Innovationen, Best-Practice-Lösungen, Gesetzesvorgaben, Branchentrends und globale Entwicklungen auf den neuesten Stand bringen möchten, ist die IFAT 2024 vom 13. bis 17. Mai eine gute Investition.